Alte Römer, warme Sonne und liebe Menschen

Sommer, Sonnenschein, kühle Getränke, lecker Essen, antike Kultur und neue Erkenntnisse, liebe Freunde und alte Bekannte, ein gemütliches Zuhause und grüne Umgebung, oder ganz kurz – Usertreffen in Trier.
Irgendwie haben wohl alle geahnt, dass Marianne und Frank ein Glücksgriff waren, denn es sind nicht nur fast 50 Teilnehmer gekommen, viele hängten auch noch Urlaubstage dran, vorher oder hinterher. So war denn schon am Donnerstagabend im Hotelgarten lebhaftes Wiedersehen angesagt. Bei Moselwein und Teerdisch aus der regionalen Küche wurde Erinnerungen ausgetauscht und neue Gäste sofort integriert.




Zum Entspannen nach diesem anstrengenden historischen Exkurs ließen wir uns auf der „lieblichen Mosella“, wie es die römische Stadtführerin genannt hatte, etwas träge dahingleiten, bevor es zurück ging zum Hotel, wo auch das obligatorische Gruppenfoto entstand.

Diagnostisch geht es um eine vorher unbekannte Form menschlichen Lebens auf der Intensivstation: bewusstlos, beatmet (keine Eigenatmung mehr), weite starre Pupillen, warm, rosig, mit Herzschlag und normalem Blutdruck, aber eben ohne jegliche Gehirnfunktion mit Ausfall von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm, unbehebbar, vollständig, zweifelsfrei und unwiederbringlich. Diesen Zustand müssen zwei Ärzte, die fachkompetent sind, unabhängig voneinander und unabhängig vom Transplantationsteam feststellen. Sie müssen die entsprechenden Untersuchungsprotokolle und Befunde mit ihrer Unterschrift bestätigen. Dann und nur dann spricht man (seit dem 9 April 1982) vom Hirntod. Diese Diagnose ist Voraussetzung für mögliche Transplantationen, erst wenn sie vorliegt, kann das Procedere der Organentnahmen beginnen.
Ganz deutlich vom Hirntod unterschied Prof. Moskopp andere schwere Erkrankungen des Gehirns. Auch Zustände wie das Wachkoma haben nichts mit dem Hirntod zu tun, denn in diesen Fällen wird das Gehirn weiterhin versorgt. In allen bekannten Fällen, so Prof. Moskopp, in denen von Erwachen nach Jahren die Rede ist und die gerne als Argumente gegen die Hirntoddiagnostik verwandt werden, lag eben gerade kein Hirntod vor!
Außerdem kommt dieser Diagnose auch außerhalb der Transplantationsmedizin Bedeutung zu, insbesondere bei der Betreuung solcher Menschen auf der Intensivstation. Hier begann sogar die Geschichte dieser Diagnose, denn es waren die Schwestern und Pfleger, die bemerkten, dass sie eigentlich nur noch einen „toten“ Körper pflegten.
Prof. Moskopp gelang es eindrucksvoll, diese Problematik umfassend und trotz der Komplexität verständlich darzustellen, das aufmerksame Publikum und der lange Beifall waren der beste Beweis dafür.
Traditionell gehörte der Samstagabend dann dem gemeinsamen Gespräch, dem Wiedersehen und Kennenlernen, der Diskussion über Gott und die Welt, natürlich auch über Dialyse und Transplantation, neue Erfahrungen und Erlebnisse, Meinungen und Informationen. Nicht zu vergessen das herzliche Dankeschön an unsere Gastgeber, Marianne und Frank, die dafür begeisterten Applaus ernteten. Schließlich – auch das gehört zum Ritual jedes Usertreffens – wurde der Treffpunkt des nächsten Jahres gesucht und gefunden! Hemago lädt uns in seine badische Heimat ein, wohin genau und wann, das wird auf DO zu lesen sein.
Herbert Mayer, seines Zeichens Vorsitzender des Nierenpatienten-online e.V., war es auch, der die Gelegenheit wahrnahm, allen Spendern, besonders dem AOK Bundesverband, ausdrücklich zu danken. Ohne deren finanzielle Unterstützung wäre die Teilnahme an diesem Treffen für viele Betroffene nicht möglich gewesen. Ebenso galt Herberts Dank Marianne und Frank, die eine perfekte Organisation hingelegt hatten.
Am Sonntag stand nach dem Frühstück ein weiterer Vortrag im Programm, Dr. Wagner ging auf den „Fettstoffwechsel nach Nierentransplantation“ ein. Dazu stellte er zunächst die Wirkmechanismen im Körper fest und erklärte, wie das Fett im Blut schwimmt. Denn da muss es schwimmen, weil Fett als Energiequelle für den Körper unverzichtbar ist. Etwa Muskeln und Gehirn brauchen es dringend als Energie, es muss also in die Zellen kommen und soll sich eben nicht an der Gefäßwand anlagern. In dieses ohnehin nicht einfache System greifen nun Erkrankungen wie das nephrotische Sydrom, aber auch Diabetes sowie falsche Ernährung oder Rauchen ein sowie die Medikamente, die für das Überleben des Transplantates aber unverzichtbar sind. So erhöhen vor allem Ciclosporin und Tracrolimus (Sandimmun und Prograf), aber auch Everolimus und Sirolimus (Certican und Rapamune) die Fettstoffwerte.
Auf diese ging Dr. Wagner näher ein, vom Cholesterin bis zu den Trigyceriden. Vor allem dank besserer Medikamente sind die Transplantat-Überlegensraten stark gestiegen, so dass Nebenerkrankungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, besonders den kardiovaskulären Problem (also Herz und Kreislauf) gilt das Augenmerk der Ärzte. Um die Fettwerte in den Griff zu bekommen empfahl Dr. Wagner Statine und die Multipille schlechthin, kostenlos und rezeptfrei: Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Diese kam dann in die Gruppe, denn tränenreicher Abschied war jetzt angesagt. Aber immer mit dem lachenden Auge – bis zum nächsten Jahr!